Was versteht Kaspar Spinner unter literarischem Lernen?

Kaspar Spinner hat das Konzept des literarischen Lernens entwickelt, um die spezifischen Kompetenzen zu beschreiben, die im Umgang mit Literatur gefördert werden sollen. Literarisches Lernen umfasst dabei mehrere Dimensionen, die über das reine Textverständnis hinausgehen. Spinner identifiziert elf Aspekte des literarischen Lernens:

1. **Vorstellungen entwickeln**: Beim Lesen von Literatur sollen Leserinnen und Leser in der Lage sein, sich innere Bilder und Vorstellungen zu machen.
2. **Subjektive Involviertheit und genaue Textwahrnehmung**: Es geht darum, sich emotional und gedanklich auf den Text einzulassen und gleichzeitig genau zu lesen.
3. **Sprachliche Gestaltung aufmerksam wahrnehmen**: Die sprachliche Form und deren Wirkung sollen bewusst wahrgenommen werden.
4. **Perspektivenübernahme**: Leserinnen und Leser sollen sich in die Perspektiven von Figuren hineinversetzen können.
5. **Szenisches Interpretieren**: Literatur kann durch szenische Darstellungen und Rollenspiele interpretiert werden.
6. **Fiktionalität erkennen**: Das Bewusstsein, dass literarische Texte fiktional sind und eine eigene Wirklichkeit schaffen.
7. **Metaphorisches und symbolisches Verstehen**: Die Fähigkeit, Metaphern und Symbole in literarischen Texten zu erkennen und zu deuten.
8. **Erzählen als Verstehen**: Eigene Erzählungen und Nacherzählungen als Mittel des Textverständnisses.
9. **Mit anderen über Literatur ins Gespräch kommen**: Der Austausch über literarische Texte fördert das Verständnis und die Reflexion.
10. **Literaturhistorisches Bewusstsein entwickeln**: Die Einordnung von Texten in literaturgeschichtliche Zusammenhänge.
11. **Medienkritische Kompetenz**: Die Fähigkeit, literarische Texte in verschiedenen Medienformen zu analysieren und zu bewerten.

Diese Aspekte sollen dazu beitragen, dass Leserinnen und Leser nicht nur Texte verstehen, sondern auch eine tiefere, reflektierte und kritische Auseinandersetzung mit Literatur entwickeln.