Wie definiert Goffman Identität?

Antwort

Erving Goffman, ein kanadischer Soziologe, definiert Identität im Rahmen seiner dramaturgischen Perspektive auf das soziale Leben. In seinem Werk "The Presentation of Self in Everyday Life" (1956) beschreibt er Identität als eine Art von "Performance", die Menschen in sozialen Interaktionen aufführen. Goffman argumentiert, dass Individuen ihre Identität durch die Art und Weise konstruieren, wie sie sich anderen präsentieren, ähnlich wie Schauspieler auf einer Bühne. Laut Goffman besteht Identität aus zwei Hauptkomponenten: 1. **Die Vorderbühne (Front Stage)**: Dies ist der Bereich, in dem Individuen ihre Rolle für das Publikum spielen. Hier zeigen sie eine kontrollierte und oft idealisierte Version ihrer selbst, um den Erwartungen und Normen der Gesellschaft zu entsprechen. 2. **Die Hinterbühne (Back Stage)**: Dies ist der Bereich, in dem Individuen sich entspannen und ihre wahre Identität zeigen können, ohne die Notwendigkeit, eine Rolle zu spielen. Hier sind sie weniger kontrolliert und können sich authentischer verhalten. Goffman betont, dass Identität nicht statisch ist, sondern ständig in sozialen Interaktionen neu verhandelt und angepasst wird. Menschen passen ihre Identität an die jeweilige soziale Situation und das Publikum an, um bestimmte Eindrücke zu erzeugen und soziale Anerkennung zu erhalten.

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